Sara Hahner mit Ada-Lovelace-Preis für herausragende Promotion ausgezeichnet
Dr. Sara Hahner wurde für ihre herausragende Dissertation zur effizienten Analyse und Darstellung dreidimensionaler Oberflächengitter mit dem Ada-Lovelace-Preis 2024 des Instituts für Numerische Simulation der Universität Bonn ausgezeichnet. In ihrer Arbeit, die von Prof. Dr. Jochen Garcke betreut wurde, entwickelte sie effiziente Verfahren auf Basis maschinellen Lernens, die es ermöglichen, komplexe 3D-Strukturen präziser zu vergleichen und zu optimieren. Diese Methoden finden Anwendung in Bereichen wie der Computeranimation und technischen Simulationen, beispielsweise zur Verbesserung von Crashtests in der Automobilindustrie.
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BONN – Dr. Sara Vera Hahner ist mit dem Ada-Lovelace-Preis für die beste Promotion des Jahres 2024 am Institut für Numerische Simulation (INS) der Universität Bonn geehrt worden. Der Preis ist mit 2000 Euro dotiert. Während ihrer Zeit am Fraunhofer-Institut für Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen SCAI entwickelte sie effiziente niedrig-dimensionale Darstellungen 3-dimensionaler Oberflächengitter. Solche Gitter bilden die Grundlage für die Darstellung gekrümmter Oberflächen in Computermodellen. Dabei wählt man Punkte auf der Oberfläche und verbindet diese durch gerade Linien. Zwischen diesen Linien entstehen dabei polygonale Flächen, die ein Computer darstellen kann. Um gekrümmte Oberflächen detailgetreu darzustellen, benötigt man allerdings sehr viele solcher kleinen Polygone.
Hahner untersuchte, wie unterschiedliche Oberflächengitter gut miteinander verglichen werden können – eine Herausforderung, denn unterschiedlich gut aufgelöste Objekte können für den Betrachter das gleiche darstellen: Auch eine weniger detailliert dargestellte Katze identifiziert der Mensch noch als Katze, solange wesentliche Merkmale einer Katze – vier Beine, langer Schwanz, spitze Ohren – noch als solche erkennbar sind. Auch bleibt eine Katze eine Katze, selbst wenn sie sich (virtuell) bewegt. Und selbst bei gleicher Auflösung müssen die Gitter nicht übereinstimmen. Die Gitterpunkte können auch nur leicht verschoben sein.
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Doch wie ist es möglich, 3D-Oberflächengitter unabhängig von ihrer konkreten Darstellung zu unterscheiden? In ihrer exzellenten Doktorarbeit »Low-dimensional Representations for Diverse Collections of 3D Surface Meshes«, die unter der Betreuung von Prof. Dr. Jochen Garcke, Leiter des Geschäftsfelds Numerische datenbasierte Vorhersage bei Fraunhofer SCAI, entstand, entwickelte Hahner hierfür neue Verfahren, die auf maschinellem Lernen basieren und einen mathematischen Fingerabdruck eines gegebenen Gitters erstellen.
Der grundlegende Gedanke dabei ist, die großen Datenmengen eines Oberflächengitters zu komprimieren, da sie aus Millionen von Punkten und Verbindungen zwischen den Punkten bestehen können. Dies gelang mit einem Autoencoder, einem neuronalen Netzwerk, das Daten komprimiert und später rekonstruiert, indem es wesentliche Merkmale extrahiert. Ziel dabei ist es, ein Gitter so zu kodieren, dass eine kleine vorgegebene Menge an Datenpunkten für die Kodierung eine möglichst genaue Rekonstruktion (Dekodierung) des Gitters ermöglicht. Diese Dimensionsreduktion ist wichtig für die weitere Verarbeitung der Daten, denn durch die richtige Wahl der Kodierung lassen sich unterschiedliche Gitter gut miteinander vergleichen. Dass dabei einige Informationen verloren gehen, nimmt man in Kauf.
Mathematisch anspruchsvoll ist es, die Kodierung so zu bewerkstelligen, dass lokale Formen des Gitters so kodiert werden, dass sie bei der Dekodierung erhalten bleiben. Beispiel Katzenbild: Auch nach erneuter Dekodierung soll die Form der Nase oder der Ohren möglichst gut erhalten bleiben. Eine solche Kodierung ermöglicht dann, verschiedene Oberflächengitter möglichst schnell und zuverlässig miteinander zu vergleichen und bestehende Gitter mit dem Ziel einer besseren Darstellung zu modifizieren.
Die von Hahner entwickelte Verfahren sind für Computeranimationen oder für technische Simulationen von Bedeutung. Bei Aufpralltests in der Automobilindustrie möchte man die Deformation eines Objekts effizient messen und vergleichen. Mit dem neuen Ansatz gelingt das bei beliebig im Raum angeordneten Gitterdarstellungen, die dazu auch noch besonders stark variieren dürfen.
Die neu entwickelten Algorithmen können robuster mit unterschiedlichen Darstellungen gleicher Oberflächen umgehen als bisherige Methoden. Sie eignen sich zur Mustererkennung und somit zur Automatisierung von Simulationen und zur Vorhersage von Schwachstellen im Material.
Der Ada-Lovelace-Preis würdigt seit dem Jahr 2010 jährlich die beste Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten am Institut für Numerische Simulation an der Universität Bonn. Sara Hahner, die nach ihrer Promotion bei Fraunhofer SCAI zum Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage wechselte, erhielt die Auszeichnung sogar zweimal. Bereits im Jahr 2016 wurde sie für die beste Bachelorarbeit am INS ausgezeichnet.